VA-Ort: Schauspiel Nonntal Ernst Janis exzellentes Programm über Oskar Maria Graf ist der Auftakt einer Reihe kulinarischer Matinéen, die das Kleine Theater und das Literaturhaus gemeinsam und abwechselnd unter dem Titel "Gabelbissen" an jeweils einem Sonntag im Monat gestalten. Der lange Dämmerschlaf soll zu Ende gehen, jetzt muß eine Renaissance her. Voralpen-Gorki, Lederhosenerzähler, bayrischer Boccaccio… Etikettierungen dieser Art haften noch immer an Oskar Maria Graf, der, fast sechzig Jahre in München und New York lebend, an seinem Lederhosen- Image auch selbst die Schuld trägt. Er liebte die Maskerade, die Rolle des naiven Bauerntölpels oder des käuflichen Literaten. Sie diente ihm als Ausdruck von Provokation, Respektlosigkeit, Eigenwerbung und Selbstschutz für einen empfindlichen Autor, der seine schriftstellerische Identität voll Ironie in Frage stellte. Ernst Jani zeigt durch die Auswahl prägnanter Passagen Oskar Maria Grafs Vielschichtigkeit auf: Satirisches neben Humorigem, Erotisches neben Politischem.