Vor 90 Jahren, am 1. November 1907, starb in Paris der französische Schriftsteller Alfred Jarry, ein Vorläufer der Dadaisten und Surrealisten. Der Skandalerfolg seines „Ubu Roi“ beruhte vor allem auf dem Verzicht einer traditionellen Handlungsführung und der Vermischung einer obszönen Sprache mit absurden Elementen. Ubu wurde zum Inbegriff des bornierten, opportunistischen Spießers. Mit beißender Ironie wird die bürgerliche Scheinmoral gegeißelt und jede Art politischer und sozialer Macht in Frage gestellt. Das alle Bühnenkonventionen sprengende Stück strotzt vor literarischen Anspielungen und Parodien (vor allem auf Shakespeare-Figuren). Kein Wunder, daß es den österreichischen Dichter H. C. Artmann reizte, das hundert Jahre alte, aber moderne Werk in eine „Wiener Fassung“ zu übertragen. Das Hörspiel „König Ubu“ (BR/NDR/ORF 1990, 102 Minuten, Regie: Heinz Hostnig) ist den erfolgreichen Theateraufführungen Ende der 50er Jahre an die Seite zu stellen. Neben den hervorragenden Rollensprechern (Erwin Steinhauer, Fritz Muliar u.a.) ist dabei besonders die von Heinz Karl Gruber und vom Vienna Art Orchestra ausgeführte Musik hervorzuheben. Alfred Jarry, geboren am 8. September 1873 in Laval (Bretagne), hatte nach ersten Veröffentlichungen von Gedichten und Prosa mit „Ubu Roi“ (1896, dt. 1959) großen Erfolg, schrieb weitere Ubu-Stücke wie z. B. „Ubu in Ketten“ (1900, dt. 1970) und veröffentlichte Romane, z. B. „Heldentaten und Ansichten des Dr. Faustroll, Pataphysiker“ (hg. 1911, dt. 1969) H. C. Artmann, geboren am 12. Juni 1921 in Wien, lebt in Salzburg und Wien, schreibt Lyrik (erste Gedicht-Veröffentlichung 1947 bei Radio Wien), Theaterstücke, Romane und übersetzt aus vielen Sprachen.