Walther von der Vogelweide (ca. 1170-1220) zählt zu den bekanntesten Dichtern des Mittelalters. Seine Lieder haben nicht nur die Minne-Ideologie des 12. Jahrhunderts revolutioniert, die politischen Krisen um 1200 ebenso wie das Leben in der Abhängigkeit von Mäzenen dokumentiert und eine schonungslose Kritik am Papsttum geboten, sondern sie haben auch musikalisch einen völlig neuen Tonfall gefunden. Ein Großteil der Walther-Melodien ist verloren gegangen, nur wenige der in den Meistersingerhandschriften des 16. Jahrhunderts tradierten Melodien sind als Walthers ‚Schöpfung‘ ausgewiesen. Anhand dieser Überlieferungen wie auch aus provenzalischen und altfranzösischen Liederhandschriften läßt sich die Musik Walthers rekonstruieren und seinen Texten unterlegen. Beispiele davon werden an diesem Abend von Michael Korth, der schon mit der Gruppe „Bärengässlin“ als Walther-Interpret bekannt wurde, präsentiert. Kurzbiografie: Michael Korth, Übersetzer, Musik- und Literaturhistoriker, hat als Kenner mittelalterlicher Lied- und Dichtkunst zahlreiche Bücher und Tonträger herausgegeben und mit der Gruppe „Bärengässlin“ das Ergebnis seiner musikhistorischen Forschungen einem breiten Publikum bekannt gemacht.