Mittwoch,
10.02.10
20:00

Von dieser weltberühmten Schönheit erdrückt. Thomas Bernhard und Salzburg

Eintritt E 10/8/6

Veranstalter: Verein Literaturhaus

Von dieser weltberühmten Schönheit erdrückt. Thomas Bernhard und Salzburg

Veranstalter: Verein Literaturhaus

Lesung: Franz Froschauer Kommentar: Manfred Mittermayer Nach dem Erfolg der drei Bernhard-Lesungen von Franz Froschauer im Literaturhaus Salzburg im vergangenen Februar haben wir den Theater- und Filmschauspieler eingeladen, Texte zu Thomas Bernhard und Salzburg aus der Autobiographie – kommentiert vom Kenner Manfred Mittermayr – zu lesen. 35 Jahre ist es her, dass Thomas Bernhard mit dem ersten Band seiner Autobiographie „Die Ursache. Eine Andeutung“ eine äußerst kritische Auseinandersetzung mit seiner „Heimatstadt“ Salzburg einleitete. „Diese Stadt ist immer nur eine mich peinigende gewesen“, schreibt er darin, sie habe „Freude und Glück und Geborgenheit“ dem jungen Menschen, der er damals gewesen sei, nie zugelassen, er habe „überhaupt nirgends in dieser Stadt einen ihn schützenden Punkt“ gehabt. Als das Buch im Salzburger Residenz Verlag erscheint, ist Empörung eines Großteils der Bewohner die Folge. Noch immer ist bemerkenswert, wie Bernhard in schonungsloser Offenheit Aspekte der Salzburger Zeitgeschichte anspricht, die damals noch nicht im allgemeinen Bewusstsein verankert waren – die Kriegszeit und die damit verbundenen materiellen und geistigen Zerstörungen, die nationalsozialistische Denkweise und ihr Weiterwirken in der unmittelbaren Nachkriegszeit, aber auch jahrelang verdrängte Inhalte wie die Ausbeutung von Zwangsarbeitern für Bauprojekte. „Kein Mensch weiß, wovon ich rede, wenn ich davon rede“, begründet der Autor seine künstlerische Absicht, „wie überhaupt alle, wie es scheint, ihr Gedächtnis verloren haben.“ Die Lesung macht im Wechselspiel zwischen literarischem Text und biographisch-historischem Kommentar deutlich, wie Bernhards Autobiographie als leidenschaftliches Plädoyer gegen Vergessen und Verdrängen zu verstehen ist, als authentisches Zeugnis über einen selbst erlebten Zeitabschnitt der Salzburger Vergangenheit, aber auch als kunstvoller Entwurf der Emanzipationsgeschichte eines Individuums, das im Widerstand gegen die bedrohlichen gesellschaftlichen Mächte auf seiner „Eigentümlichkeit“ (Franz Kafka) beharrt.