Dienstag,
13.10.98
20:00

Von Alexandria bis Babylon

Eintritt 50,-/ 30,-

Günther Stocker

Veranstalter: Literaturhaus

Von Alexandria bis Babylon

Veranstalter: Literaturhaus

Im Rahmen seines Vortrags „Von Alexandria bis Babylon. Bibliotheksphantasien und Medienkultur“ stellt der Salzburger Germanist und Kommunikationswissenschafter Günther Stocker Texte von Robert Musil, Jean-Paul Sartre, Elias Canetti, Jorge Luis Borges, Umberto Eco, Ermanno Cavazzoni u. a. vor. Die Textbeispiele ermöglichen neue Einsichten in die aktuelle Diskussion über die Informationsgesellschaft und helfen mit, kritische Aufmerksamkeit gegenüber den gegenwärtigen Versprechungen, Mythisierungen und ideologischen Äußerungen zu erzeugen. Die Bibliothek ist die bedeutendste Institution der Schriftkultur. Sie ist ein Ort von und für Literatur, ein Ort des Schreibens und Lesens, des Aufbewahrens und Sammelns. Seit Jahrtausenden ist die Bibliothek auch der Ort des Speicherns von Wissen, von Phantasien und Imaginationen, das Gedächtnis unserer Kultur. So wurde sie auch immer wieder zum Thema der Literatur. Das Spektrum der literarischen Bibliotheksphantasien reicht vom alten Wunsch der Bibliothek von Alexandria, alle Schriften der Welt zu versammeln, über das Zeichenchaos der „Bibliothek von Babel“ bis zu den auffällig häufigen Bibliotheksbränden. Hochneurotische Büchernarren gehören ebenso zum Inventar von Bibliotheksromanen wie geheimnisvolle Bücherfunde und von Würmern zerfressene Folianten. Die verschiedenen literarischen Varianten der Bibliothek bilden aber kein zufälliges Pandämonium, sondern reflektieren auf poetische Weise zentrale kulturelle Umbrüche des 20. Jahrhunderts. Im Motiv der Bibliothek denkt die Schriftkultur über ihre eigenen Grundlagen und die Veränderungen nach, die durch die Verbreitung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien vom Kino bis zum Internet ausgelöst wurden. Günther Stocker, geboren 1966 in Salzburg, lebt derzeit als Universitätslektor in Rom. Forschungsprojekte u.a. zu Boulevardzeitungen, Literatur im modernen Mediensystem, Bibliotheken in der Informationsgesellschaft, Franz Grillparzer. Diverse Vorträge und Veröffentlichungen, zuletzt erschien „Schrift, Wissen und Gedächtnis. Das Motiv der Bibliothek als Spiegel des Medienwandels im 20. Jahrhundert“ (Königshausen & Neumann 1997).