Was, wenn Elias Canetti gar nicht einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wäre? Was, wenn ein genauer Blick auf sein Werk die Erkenntnis brächte, dass damit sein gewaltiger Ruf nicht zu rechtfertigen ist? Roger Willemsen – am heutigen Abend zu Gast in der Reihe „Überschätzt – Unterschätzt“ – vermag in die Begeisterung für diesen Schriftsteller nicht einzufallen, „vor allem ,Masse und Macht’, auch die ,Blendung’, die poetologischen Schriften und selbst seine autobiographischen Texte hält er für überschätzt. Knut Hamsun allerdings ist laut Roger Willemsen wesentlich unter Wert geschlagen. Er hat einen schweren Stand im Literaturbetrieb, man will ihm nicht verzeihen, dass er sich mit den Nationalsozialisten eingelassen hatte. Der Roman „Mysterien“ erzählt von einem „Außenseiter des Daseins“, der sich absetzt von der Gesellschaft, der in unsere Welt nicht zu passen scheint. Für Roger Willemsen kein Grund oder eben hinreichend Grund, diesen Roman wieder ins Recht setzen zu wollen. Im Gespräch mit Anton Thuswaldner soll das Werk zweier Persönlichkeiten der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts neu in den Blick genommen und danach befragt werden, was sie unserer Gegenwart zu sagen haben. Der Kulturkritiker, Autor und Regisseur Roger Willemsen wurde mit zahlreichen Reportagesendungen und Talk-Shows im deutschen Fernsehen bekannt. 2002 erschien sein Buch „Deutschlandreise“. Seit 2004 moderiert Roger Willemsen den „Literaturclub“ des Schweizer Fernsehsenders DRS. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung