Freitag,
15.10.04
20:00

überschätzt / unterschätzt

Eintritt E 6

Veranstalter: prolit

überschätzt / unterschätzt

Veranstalter: prolit

Es werden bewertet: gute und schlechte Autor/innen, lesenswerte Texte und solche, die in den Orkus des Vergessens gestoßen werden. Einmal gefällte Urteile halten sich oft über Jahre starr aufrecht. Und die Produktion von immer neuen Kanones ist, so scheint es, der letzte Schrei überhaupt – wird doch allerorts von Literaturpäpsten, Fernsehstationen und Großverlagen das Zeitalter der 50 vermeintlich Besten ausgerufen, werden Literaturrankings aus dem Boden gestampft. Daß sich über viele Werke aber auch trefflich streiten läßt, vermittelt die Reihe ‚Überschätzt/Unterschätzt‘, wenn sie Klassiker und kaum Bekanntes, Altes und Neues der Diskussion aussetzt und verbürgte Einschätzungen in Frage stellt. Mit Louis Ferdinand Céline und Judith Hermann stehen diesmal ein französischer Romancier (1894-1961) und eine deutsche Erzählerin der jüngsten Generation auf dem Prüfstand. Was ist von Céline zu halten? Ist er auf die Liste der zu Recht Verpönten zu setzen, für die der Giftschrank vorbehalten bleiben sollte? Oder zählt er zu den großen europäischen Schriftstellern und sollte zum Gemeingut der Leser/innen gehören? Wie ist es möglich, daß ein ideologisch suspekter Autor und leidenschaftlicher Antisemit Literatur schreibt, die der Moderne unvermutet auf die Sprünge hilft? Sein Roman ‚Reise ans Ende der Nacht‘, neu übersetzt, wurde vielfach gerühmt und hat Anklang bei zahlreichen Lesern und Leserinnen gefunden. Aber wer kennt seine späten Romane? Die Kritikerin und Herausgeberin der Zeitschrift ‚Literaturen‘, Sigrid Löffler, wird Céline ebenso wie Judith Hermann in Portraits vorstellen, um im Anschluß daran mit dem Literaturkritiker Anton Thuswaldner über die Qualität beider Werke zu diskutieren. Den viel zu hoch gehandelten Autor/innen rechnet Sigrid Löffler die junge Literatin Judith Hermann zu; deren Debüt ‚Sommerhaus, später‘ wurde von der Kritik nahezu einhellig bejubelt und der Öffentlichkeit als Jung-Genie präsentiert. Mittlerweile ist ihr zweiter Erzählband erschienen, ‚Nichts als Gespenster‘. Es ist Zeit, einen kritischeren Blick auf ihre Texte zu werfen. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung Veranstalter: prolit