Mittwoch,
29.10.03
20:00

überschätzt/ unterschätzt

Eintritt Euro 6/ 4

Veranstalter: prolit

überschätzt/ unterschätzt

Veranstalter: prolit

Mit Anton Thuswaldner und Jochen Jung Man könnte es sich so einfach machen. Es gibt die Guten und die Schlechten in der Literatur, die Klassiker und die Vergessenen, die Angepaßten und die Aufwiegler. Die Territorien sind abgesteckt, darüber braucht man nicht mehr zu reden. Und auf einmal fängt einer in den Büchern von damals zu lesen an und findet, daß das letzte Wort über sie noch längst nicht gesprochen ist … Wie verhält es sich eigentlich mit Friedrich Schiller? Ist er tatsächlich der verstaubte und verschmockte Weltverbesserer, der kaum noch den Weg aus den Regalen findet, weil seine gestelzte Sprache uns aufgeklärten Zeitgenossen als Relikt einer überkommenen Vergangenheit scheint? Und was hat es mit Hugo von Hofmannsthal auf sich, der während der Salzburger Festspiele Jahr für Jahr unangefochten seinen Domplatz verteidigt und als Inbild der österreichischen Identität gilt? Was, um alle Welt, machen wir, wenn sich herausstellen sollte, daß der Verfemte modern ist und uns etwas mitzuteilen hat, daß uns die Augen übergehen? Und wie stehen wir da, wenn wir mit einem Mal merken, daß der Vielgeliebte und Hochgelobte so einzigartig gar nicht ist? Müssen wir dann gar die Literatur neu lesen, um nicht mit Urteilen aus zweiter Hand leben zu müssen, sondern selber zum Denken zu kommen? Im Rahmen der Reihe Überschätzt/Unterschätzt wird der Versuch geboten, den literarischen Kanon, die verbürgte Literaturgeschichte wieder zur Diskussion zu stellen. Neue Fragen an alte Texte stellen am heutigen Abend der Verleger Jochen Jung und der Literaturkritiker Anton Thuswaldner, der diese Reihe auch konzipiert hat und inhaltlich betreut.