Während die Bücher des österreichischen Autors Stefan Zweig – er hatte fast 15 Jahre seinen Wohnsitz in Salzburg – weit verbreitet sind, wissen nur wenige Leser, daß er ein sehr bedeutender Autographensammler war. Davon erzählt das Buch „Ich kenne den Zauber der Schrift“ von Oliver Matuschek, das die Geschichte der Zweig-Sammlung mit fast 1000 Autographen erstmals ausführlich und reich bebildert darstellt. Schon als Gymnasiast hatte Zweig damit begonnen, Unterschriften von Schauspielern und Sängern nachzujagen. Bald kamen Manuskripte von Dichtern hinzu, und Zweig, der sich nun auch selbst als Schriftsteller übte, empfand eine immer größer werdende Faszination für Schriftstücke, die mit zahlreichen Korrekturen übersät waren. Mit Hilfe dieser Werkmanuskripte hoffte er, einen Einblick in den Prozeß des künstlerischen Schaffens zu bekommen: „Ich kenne den Zauber der Schrift“, schrieb er 1907 an Rilke. Immer wieder äußerte sich Zweig in Briefen und Aufsätzen zum Thema Autographen, das ihn über 50 Jahre beschäftigte und eng mit seinem Werk verbunden ist. Seine Sammlung umfaßte schließlich Dichtermanuskripte in fast allen modernen Sprachen Europas: Blätter Martin Luthers und Leonardo da Vincis, Manuskripte von Thomas, Heinrich und Klaus Mann, mehr als zwei Dutzend Texte und Zeichnungen von Goethe, ein Manuskriptblatt Kafkas und Gedichte Oscar Wildes; in der Abteilung Musik war allein Mozart mit über 20 Autographen vertreten. Mit Beginn seines Exils verkaufte und verschenkte Zweig einen Teil der Sammlung, behielt jedoch wichtige Stücke zurück und erwarb bis kurz vor seinem Freitod im Februar 1942 weitere Manuskripte.

Oliver Matuschek, geboren 1971 in Braunschweig, lebt als Autor und Journalist in Wolfenbüttel. Seine Forschungsschwerpunkte sind Literatur und Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Museums- und Sammlungsgeschichte. Derzeit Arbeit an einer Biographie Stefan Zweigs, die 2006 erscheinen wird.