„In Salzburg steht ein großes Haus mit acht Stockwerken. Es hat drei Fenster, sechs Badezimmer, eine Küche, zwei Fernsehapparate und zwölf Menschen, die sich nicht zurecht finden. In der Nacht fährt immer ein Zug von Salzburg bis in die Schweiz. Und wenn er kommt, ist es sehr laut in der Nacht. Und weil die Menschen in dem Haus nicht schlafen können, stopfen sie sich Ohropax in die Ohren. Aber dem Zug ist das egal.“ (Gernot Krieger) Bereits zum fünften Mal seit 1995 werden an diesem Abend Menschen mit geistiger Behinderung ihr literarisches Talent präsentieren. Die von den Autoren und Autorinnen selbst vorgestellten Texte werden zuvor in einem von Peter Blaikner geleiteten Workshop erarbeitet, überarbeitet und ausgewählt. Wieder einmal zu erwarten sind Texte, die spontan, direkt und von hintergründigem Witz sind, voll absurder Phantasie und unerwarteter Pointen. Texte, die von jener Überraschung leben, die literarische Traditionen und übliche Schreib-Muster ignoriert, dennoch aber in direkter und einsamer Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit bleibt. Einmal mehr zeigen diese Texte die Grenzenlosigkeit der poetischen Welt, in der die Begriffe „Behinderung“ oder „Randgruppe“ unbekannt sind, die sich an keine Normen halten, die Grenzen überschreiten wollen. Zu hören sind „eigene“ Geschichten, „special poetics“ eben, verfaßt von Menschen, die wie alle AutorInnen nichts anderes wollen als wahrgenommen zu werden. Für die musikalische Umrahmung sorgen Gernot Krieger (Keyboard), Rosa Weissensteiner, Vanik Avakian (Gitarren). „Daß es sich bei den vorgestellten Beiträgen um Literatur, um Dichtung handelt, die durchaus herkömmlichen Ansprüchen standhält, wurde an diesem Abend eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“ (SVZ, zur Special-Poetics-Präsentation 1995)