Die Gewinner der „readers´ round tables“ vom Januar und Februar d. J. werden heute Abend Einblick in ihr literarisches Schaffen gewähren. Zentrales Element in Daniel Kindslehners Texten ist meist eine Verstörung, die Leser wie Protagonisten gleichermaßen erfasst, die der Subjektivität der Wahrnehmung entspringt und schicksalhaft den Lauf der Dinge zu Ende führt. Nichts muss hier sein, wie es scheint, wenn Opfer und Täter, Kranke und Gesunde aufeinanderprallen; und Brücken, die von Worten geschlagen werden, führen leicht einmal ins Nirgendwo, hoch über dem Unsagbaren, das plötzlich da sein und im Fall des Falles für so etwas Schmerzhaftes wie Wahrheit gehalten werden kann. „An meinem zwölften Geburtstag hatte mein Vater beschlossen, mich zum Mann zu machen. Nach dem Essen zog er sich einen Mantel mit hohem Kragen über, nahm die Winchester von der Wand und setzte einen zerknitterten Hut auf, denn es goss in Strömen. „Worauf wartest du?“, fragte er ungeduldig, und ich sah zu meiner Stiefmutter, die die Teller vom Tisch räumte. „Geh schon“, sagte sie und warf die Zigarette in die Spüle. Ich zog Stiefel und Jacke an. Vater sperrte noch die Jagdhunde in den Zwinger. Dann gingen wir zur Sandgrube. „Das ist eine Winchester Kaliber dreifünfsieben“, sagte er und öffnete den Verschluss, „eine anständige Waffe.“ (Aus dem Text „Winchester 357“ von Klaus Papula). Daniel Kindslehner, geboren 1981 in Waidhofen an der Ybbs (NÖ), wo er auch lebt. Seit 2002 Germanistikstudium in Wien. Seit 2005 Prosaveröffentlichungen. Preisträger des Literarischen Karussells NÖ (Institut Neue Impulse) 2005. Klaus Papula, geboren 1967 in Linz. Psychologiestudium in Salzburg. Psychotherapeut. Arbeitet in der Schuldnerberatung.