- Genre: Lesung & Gespräch
- Beteiligte: Gert Heidenreich, Kiran Nagarkar
Veranstalter: Verein Literaturhaus, aai, Salzburg Seminar, prolit, südwind, A1-Verlag, literaturhaeuser.net
Ravan & Eddie
Veranstalter: Verein Literaturhaus, aai, Salzburg Seminar, prolit, südwind, A1-Verlag, literaturhaeuser.net
Deutsche Lesung und Moderation: Gert Heidenreich Kiran Nagarkar ist einer der wichtigsten indischen Autoren – und vielleicht der provokanteste. Seine Romane und Theaterstücke orientieren sich weder am westlichen Leser noch an exotischen Indienbildern, sondern fordern auf, das Selbstverständnis der eigenen multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen Tradition und Gegenwart zu suchen. So auch im fulminanten Roman ‚Ravan & Eddie‘, der 2004 auf Deutsch im A1-Verlag erschien (engl. 1995; übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini). Die Geschichte spielt im postkolonialen urbanen Indien und beschäftigt sich auf amüsante Weise mit Schuld, Sünde und Sex, Verbrechen und Strafe sowie der Entdeckung des eigenen Ichs. Ravan und Eddie – das sind nicht nur zwei indische Jungs, die in einem Chawl, dem typisch indischen Mietshaus in Bombay, aufeinandertreffen. Ravan und Eddie – das sind zwei Welten. Erzählt wird die Geschichte der Freundschaft zwischen dem katholischen Eddie und dem hinduistischen Ravan, die in verschiedenen Stockwerken desselben Haues aufwachsen. Von klein auf ist ihr Leben schicksalshaft verbunden … Nagarkar entwirft aus der Perspektive der Heranwachsenden mit feinem, manchmal schwarzem Humor ein vielfältiges indisches Gesellschaftsbild. Leichtfüßig führt er durch Katastrophen und kleine Freuden des Alltags, der stets auch große Themen des indischen Lebens berührt: Großfamilie, Existenzkampf, Religion, Film, Modernität und Tradition. Kiran Nagarkar, geboren 1942, lebt in Bombay. Er schreibt in Marathi (der Hauptsprache des Bundesstaates Maharashtra) und auf Englisch und veröffentlicht Romane, Theaterstücke und Filmdrehbücher. Bereits mit seinem ersten, auf Marathi verfaßten Roman ‚Saat Sakkam Trechalis‘, der 1974 unter dem Titel ‚Seven Sixes are Forty-Three‘ auch in englischer Übersetzung erschien, fand er wegen seiner ungewöhnlich respektlosen Verbindung von Alltags- und Intellektuellensprache und seinem ’nihilistischen Optimismus‘ große Beachtung. Nagarkars schonungsloser Umgang mit fragwürdigen Traditionen – z.B. in dem 1995 erschienen Theaterstück ‚Kabirache Kaya Karayache‘ über die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems – provozierte den wiederholten Vorwurf der Blasphemie und führte zu einem 17 Jahre dauernden Verbot seines Theaterstücks ‚Bedtime Story‘, einer Auseinandersetzung mit dem indischen Epos ‚Mahabarata‘. Nach Erscheinen seines Romans ‚Cuckold‘ (engl. 2000; dt. ‚Krishnas Schatten‘, 2002) wurde Nagarkar im Jahr 2000 die höchste Anerkennung der indischen Literaturakademie, der Sahitya Academy Award, verliehen. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung