Mittwoch,
22.10.97
20:00

Eintritt 80,-/ 50,-

Almeida Faria
Francisco Mangas

Veranstalter: Literaturhaus

Portugal 1

Veranstalter: Literaturhaus

Zum Beginn des Portugal-Schwerpunkts lesen zwei Schriftsteller der mittleren und jüngeren Generation, die sich besonders mit Geschichte und Politik Portugals auseinandersetzen. Almeida Faria, geboren 1943, lebt in Lissabon und veröffentlichte mit 19 Jahren (!) sein erstes Werk „Rumor Branco“ („Weißes Rauschen“), das in formaler Hinsicht ein absolutes Novum in der Literaturlandschaft Portugals darstellte. Drei Jahre später folgte „A Paixao“ (dt. „Passionstag“, 1968), das den Auftakt zu einem Romanzyklus bildete. Anhand der Geschichte zweier Generationen kommen die wichtigsten Themen der jüngeren portugiesischen Geschichte zur Sprache: Kolonialkrieg, Studentenfrage, soziale Spannungen zwischen Großgrundbesitzern und ländlichem Proletariat, Nelkenrevolution und politische Lage nach 1974. In seinem jüngsten Roman „O Conquistator“ (1990; Der Eroberer) setzt sich Faria ironisch mit einem Lieblingsmythos der Portugiesen auseinander: Der Rückkehr des Königs D. Sebastiao, der vor 400 Jahren im Kampf gegen die Mauren spurlos verschwand. Farias Sebastian ist ein Anti-Held, der nur eine einzige „Mission“ verfolgt: die Frauen glücklich zu machen. Francisco Mangas, geboren 1960, erzählt in seinem ersten – ausgezeichneten – Prosawerk „Diário de Link“ (1994; Tagebuch von Link) von zwei verlorenen Träumen: den Traditionen einer solidarischen Dorfgemeinschaft an der nordportugiesischen Grenze und der Utopie eines freien Spaniens, das der Sieg von Diktator Franco 1937 zunichte machte. Auch in seinem 1997 mit dem Prémio Atlantico preisgekrönten Roman „Geografia do Medo“ (Geografie der Angst) geht es um den Blick auf eine ländliche Welt, die von Strategen des Fortschritts in Portugal und anderswo in exotische Urlaubsreservate umfunktioniert wird. Bei Francisco Mangas, der an der portugiesisch-galacischen Grenze aufwuchs, geht es jedoch nicht um eine klinische Schilderung archaischer Bräuche und „Magien“, sondern er vermittelt dem Leser gelebte Erfahrung mit einer zum Verschwinden verurteilten Welt. Sein jüngster Roman „Geografia do Medo“ erscheint im November 1997 in Portugiesisch und Galego.