VA-Ort: Vogl & Co, Aignerstraße 58 Nach Andrea Pointner im Dezember des Vorjahres gewährt heute Georg Büsch als erster in diesem Jahr im Keller des Vogl & Co. einen Einblick in sein lyrisches Werk: Gerichte zu kochen ist tausendmal befriedigender als Gedichte zu schreiben. Wenn das Gericht gelungen ist, erfährt man es sofort. Erstens hat man ja selbst Geschmack, und zweitens kann jeder, der auch nur ein bisschen in den Gesichtern der Gäste lesen kann, jede Lüge bezüglich der Schmackhaftigkeit sofort aufdecken. Und außerdem wird das Urteil über ein Gericht nur wenige Momente, nachdem es fertig zubereitet ist, gefällt. Und zwar endgültig. Ein guter Koch weiß, ob er ein guter Koch ist. Beim Gedichte Schreiben ist das ganz anders. Erstmal dauert es manchmal Jahre, bis ein Gedicht fertig ist. Dann dauert es manchmal noch weitere Jahre, bis es reif zum Vortrag ist. Andere Gedichte wiederum verändern sich mit jedem Mal, wenn sie gesprochen und gehört werden. Das wirklich Schlimme ist, dass ein und dasselbe Gedicht heute von berückender Bedeutsamkeit sein kann und nur wenige Tage später der allerletzte Kitsch. Man kann sich nie sicher sein, ob es gelungen ist oder doch versalzen, was nicht so schlimm, oder verzuckert, was unverzeihlich ist. Ein Gedicht ist so gut wie nie reif. Ein guter Dichter kann nie wissen, ob er ein guter Dichter ist. Das einzige, was diese beiden Kreativitäten gemeinsam haben, ist, dass sie am besten wirken, wenn sie zusammen mit dem Koch bzw. dem Dichter genossen – oder verschmäht – werden. So, wie das Essen zum Kochen gehört, gehört das Vortragen und Zuhören zum Dichten. In einem gewissen Sinne müssen gedruckte Bücher daher als Kühlschränke betrachtet werden. Herzlich willkommen und guten Appetit! Eintritt E 4