Sonntag,
17.11.02
11:00

Nur fort zu dir

Eintritt Euro 6/ 4

Franz Stelzhamer

Veranstalter: Referat Salzburger Volkskultur, Verein Literaturhaus

Nur fort zu dir

Veranstalter: Referat Salzburger Volkskultur, Verein Literaturhaus

Ende November 2002 wäre Franz Stelzhamer 200 Jahre alt geworden. Er gilt als bedeutendster österreichischer Mundartdichter. Aus diesem Anlaß erschien im Auftrag des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes OÖ heuer im Otto Müller Verlag der umfangreiche Briefwechsel von Franz und Betty Stelzhamer, herausgegeben von Günther Achleitner (Transkription) und Silvia Bengesser (Kommentar), die an diesem Vormittag das Buch präsentiert und auf die Salzburg-Bezüge eingeht. Die Schauspieler Peter und Ulrike Arp lesen aus dem Briefwechsel, Hans Helmut Stoiber rezitiert Gedichte von Stelzhamer. Die Ehe des Schriftstellers Franz Stelzhamer mit Barbara, genannt Betty, geb. Reis, war von Anfang an überschattet: häufige Trennungen, bittere Armut, der Tod ihrer gemeinsamen Tochter Lini und Stelzhamers Eifersucht. Der Briefwechsel setzt ein in den ersten Monaten ihres Kennenlernens 1842 und endet 1855, wenige Monate vor Bettys Tod in Salzburg. Der Leser erhält Einblick in eine schwierige Beziehung – bei aller gegenseitigen Anziehung und dem Bemühen um ein Glück miteinander. Betty Stelzhamers Briefe sind Ausdruck des niederen Bildungsstatus und der existentiellen Abhängigkeit von der Lebensführung des Mannes und vermitteln die Mühen des Frauenalltags in der Provinz vor 150 Jahren. Die Briefe ihres Mannes dokumentieren seinen aussichtslosen Versuch, als freier Schriftsteller eine Familie zu ernähren, seine Erfolge im biedermeierlichen Kulturbetrieb und die langen Durststrecken nach der Revolution von 1848. Über das Persönliche hinaus sind die Briefe außerdem Zeugnisse der Zeitgeschichte. Franz Stelzhamer, geboren am 29. November 1802 in Großpiesenham (Gem. Pramet, OÖ), gestorben am 14. Juli 1874 in Henndorf bei Salzburg. Der Dichter und Novellist führte ein unstetes Wanderleben, bis ihm 1837 mit den Mundartgedichten „Lieder in obderennsischer Volksmundart“ im biedermeierlichen Wien der literarische Durchbruch gelang. Lebte bis 1842 als Journalist in Wien, danach in OÖ, Salzburg und Deutschland. Bis 1868 veröffentlichte er noch weitere drei Bände Mundartgedichte, das Hexameterepos „D‘Ahnl“, hochdeutsche Prosa und Gedichte, u.a. „Jugend-Novellen (1847), „Heimgarten“ (1847), „Gedichte“ (1855). Drei Strophen von Stelzhamers „s‘Haimátg‘sang“ wurden 1952 zur oberösterreichischen Landeshymne erklärt.