Mittwoch,
19.04.00
20:00

Mit dem Strohhalm trinkst du meine Seele

Eintritt öS 80,–/50,–

Ralph Dutli
Raoul Schrott

Veranstalter: Literaturhaus

Mit dem Strohhalm trinkst du meine Seele

Veranstalter: Literaturhaus

Ein Fest der russischen Poesie! Der bekannte Schriftsteller Raoul Schrott und Ralph Dutli, Übersetzer und Herausgeber der Ossip Mandelstam-Gesamtausgabe (er hat neue Maßstäbe der Lyrik-Übertragung gesetzt) lesen Gedichte von Ossip Mandelstam, Marina Zwetajewa, Anna Achmatowa, Sergej Jessenin, Joseph Brodsky. Raoul Schrott, der Dichter der „Hotels“, der „Tropen“ und der phänomenalen Anthologie „Die Erfindung der Poesie“, stellt an diesem Abend – eine Premiere! – seine Nachdichtung von Jessenins „Mann in Schwarz“ vor. Russische Dichter haben uns zahllose Glanzlichter der Poesie des 20. Jahrhunderts geschenkt. Marina Zwetajewa – als eine der grossen Liebenden der Weltliteratur, eine Liebende voller „Maßlosigkeit in einer auf Maß bedachten Welt“, die nach ihrem Exil in Berlin, Prag und Paris Stalins Russland wiedersehen mußte und sich 1941 erhängte. Ossip Mandelstam – als ein „moderner Orpheus, der zur Hölle geschickt wurde und nicht zurückkehrte“ (so Joseph Brodsky), „heimatlos im Allunionsmaßstab“ bis zu seinem Tod im Zwangsarbeiterlager 1938 bei Wladiwostok. Anna Achmatowa – als die Stolze, Ungebrochene, Schlaflose, deren Liebeslyrik wie ihre politischen Gedichte voll von „gebändigtem Entsetzen“ sind. Sergej Jessenin – als der Bauerndichter und Bilderfürst, der 1915 wie von einem andern Stern kommend in den Salons der Hauptstadt auftauchte, in zehn Jahren mehrere Leben lebte, um ihnen 1925 im Leningrader Hotel „Angleterre“ mit einer Kofferschnur ein Ende zu setzen. Raoul Schrott, geboren 1964 in Sao Paolo/Brasilien, aufgewachsen in Tunis und Landeck, studierte in Norwich, Paris, Berlin und Innsbruck Literaturwissenschaft, lebt zur Zeit in Irland. Er veröffentlichte u.a.: Hotels (Gedichte, Haymon 1995), „Finis terrae“ (Roman, Haymon 1995), „Die Erfindung der Poesie“ (Eichborn 1997), „Fragmente einer Sprache der Dichtung“ (Droschl 1997), „Die Musen“ (belleville 1997) und „Tropen“ (Gedichte, Hanser 1999). Erhielt zahlreiche Preise, u. a.: Leonce-und-Lena-Preis (1995), Rauriser Literaturpreis (1996), Berliner Literaturpreis (1997), Sebetia Ter-Kulturpreis der G7 (1998) und zuletzt den Peter-Huchel-Preis (1999) für „Tropen“. Gegenwärtig schreibt er in Irland an einem neuen Roman. Ralph Dutli, geboren 1954 in Schaffhausen, studierte in Zürich und Paris Romanistik und Russistik, lebte 1982 bis 1994 in Paris, danach als freier Autor in Heidelberg. Übersetzer und Herausgeber der zehnbändigen Ossip-Mandelstam-Werkausgabe im Ammann Verlag, wo auch seine drei Bücher über den russischen Dichter erschienen sind: „Ossip Mandelstam – Als riefe man mich bei meinem Namen. Dialog mir Frankreich. Ein Essay über Dichtung und Kultur“(1985), „Ein Fest mit Mandelstam – Über Kaviar, Brot und Poesie. Ein Essay zum 100. Geburtstag“ (1991), „Europas zarte Hände. Essay über Ossip Mandelstam“ (1995). Ausserdem Übersetzer und Herausgeber von drei Büchern mit Gedichten und Prosa Marina Zwetajewas, zuletzt „Liebesgedichte“ (Ammann 1997). Preise und Auszeichnungen: Internationaler Publizistik-Preis Klagenfurt (1988), Georg-Fischer-Preis Schaffhausen (1992), Übersetzerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft BDI (1993), Wahl in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (1995), Hugo-Ball-Förderpreis der Stadt Pirmasens (1996).