Mittwoch,
18.09.02
20:00

Meilen geh´n, bevor ich schlafen kann

Eintritt Euro 6/4

Othmar Eiterer

Veranstalter: Salzburger Autorengruppe

Meilen geh´n, bevor ich schlafen kann

Veranstalter: Salzburger Autorengruppe

Schauplatz dieses Romans ist die Toskana, eine kleine Pension in der Nähe von Siena. J. P. Escher, Journalist und Schriftsteller, gelangt auf der spontanen Flucht aus der „Mitte des Lebens“ aus dem abgenützten Alltag, aus der schrumpfenden Zukunft unbeabsichtigt, ungeplant, unvorbereitet nach Strove, wo er in der kleinen Pension (Casalta) sein Refugium gefunden zu haben glaubt. In seinem Gepäck Goethes „Italienreise“ und die „Divina Commedia“ von Dante. Dort begegnet er Meta, einer Frau in mittleren Jahren, auch „auf der Flucht“, und ihrem Sohn Anatol, einem ungewöhnlich begabten Kind und begnadeten Schachspieler. Escher gerät in ein „Dreiecksverhältnis“, in ein lasziv-leidenschaftliches zur Mutter, in ein verspielt literarisch-verwertbares zum Kind. Anatol fordert Escher, der sich selbst für einen leidlichen Schachspieler hält, immer wieder heraus, führt ihn gnadenlos vor, degradiert seine Leidlichkeit zur Lächerlichkeit. Escher fühlt sich als Schachpartner mißbraucht, für einen Spieler wie Anatol kein Gegner und daher auch kein Maßstab. Trotzdem zieht ihn das Kind in seinen Bann, entdeckt er das literarisch Verwertbare. Er erkennt nicht, daß das Schachbrett nur die Arena ist, in der das Kind etwas ganz anderes sucht als einen kongenialen Gegner. Als Meta die Doppelstrategie durchschaut, ist der Konflikt unvermeidlich. Der römische Dichter Vergil, der in der „Göttlichen Komödie“ Dantes Führer durch das Inferno ist, begleitet auch Escher als sein Alterego, seine innere Stimme, sein Gewissen. Othmar Eiterer ist gebürtiger Salzburger, Jahrgang 1937, aufgewachsen in einer eingesessenen Lehrerfamilie in Thalgau. Von der familiären Erziehung geprägt und der unübersehbaren Realität herausgefordert, wendet er sich der Pädagogik der Behinderten und Ausgegrenzten zu. Sein weiterer Weg: Leiter einer Sonderschule, Landesschulinspektor für Sonderpädagogik im Bundesland Salzburg, Vertreter Österreichs für Entwicklungsfragen in der Behindertenpädagogik auf europäischer Ebene. Sein erster Prosaband „Requiem für Anton P.“ (Bibliothek der Provinz) ist eine Auseinandersetzung mit seiner Kindheit während des Nationalsozialismus und mit der Euthanasie. Heute lebt und arbeitet Othmar Eiterer in Thalgau bei Salzburg und in Montecatini V.C., Toskana.