Mittwoch,
03.10.01
20:00
Marieluise Fleisser
Eintritt frei
- Genre: Musik & Text
- Beteiligte: Marcus Pouget, Markus Tomasi, Sofia Gubaidulina, Wolfgang Danzmayr
Veranstalter: Internationale Paul Hofhaymer Gesellschaft
Marieluise Fleisser
Veranstalter: Internationale Paul Hofhaymer Gesellschaft
Zu fast allen Dichtungen Marieluise Fleißers gibt ihre Heimatstadt Ingolstadt den Hintergrund. Sie beschreibt und analysiert zugleich die Lebensweise in der deutschen Provinz. Bernhard Diebold brachte ihre Erzählkunst auf den Begriff der „unheimlichen Idylle“, Walter Benjamin verwies auf ihre hohe sprachliche Qualität, ihre Beteiligung an der Suche nach einer „unliterarischen, aber keineswegs naturalistischen Sprache“. Marieluise Fleißer, 1901 – 1974, wird heute mit ihren Dramen und ihrer Prosa zwischen Brecht und Horváth gestellt. Ihre Wiederentdeckung begann Ende der sechziger Jahre, als ihr Schauspiel „Pioniere in Ingolstadt“, das 1929 in Berlin einen der größten Theaterskandale in der Weimarer Republik hervorgerufen hatte, wieder aufgeführt wurde und die Neufassung ihres 1924 geschriebenen Stücks „Fegefeuer in Ingolstadt“ nach der Wuppertaler Premiere 1971 die Bedeutung des Werks offensichtlich machte. Marieluise Fleißer studierte in München Theaterwissenschaft, kam dort in fördernden Kontakt mit Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht und gehörte schließlich zur literarischen Gruppe, die Brecht um 1925 in Berlin um sich versammelte. Er brachte ihre Schauspiele aufs Theater. 1929 trennte sie sich von ihm, veröffentlichte ihre Erzählungen „Ein Pfund Orangen“ (1929). Weitere Veröffentlichungen: „Mehlreisende Frieda Geier“ (Roman, 1931), Reiseberichte aus Schweden und Andorra (1932), „Der Tiefseefisch“ (Schauspiel). Im 3. Reich erhielt sie Schreibverbot, gegen Kriegsende entstanden „Karl Stuart“ und „Der starke Stamm“. 1963 erschienen neue Erzählungen unter dem Titel „Avantgarde“. Sofia Gubaidulina, 1931 in Tschistopol geboren, Schülerin von Schostakowitschs Assistenten Nikolaj Pejko, verkörpert eine typische Erscheinung und die besten musikalischen Traditionen des sowjetischen Vielvölkerstaates. Wenn ihr Werk in letzter Zeit in der westlichen Musikwelt wie ein Meteor einschlug – als ein Beispiel Neuer Musik –, geschah das mit großer Verspätung und nicht ohne unermüdlichen Einsatz von Gideon Kremer. Noch 1979 hatte ihr der Pariser Erfolg ihres Schlagzeugkonzerts „Percussio di Pekarski“ daheim nichts als offizielle Anfeindungen eingetragen. Ihre Aufnahme ins Riemann- Lexikon hatte 1972 noch sowjetischer Einspruch verhindert. Violine: Markus Tomasi Violoncello: Marcus Pouget Lesung: Wolfgang Danzmayr