Das einzigartige Lesebuch „Literaturbilder. Salzburgs Geschichte in literarischen Porträts“ (Pustet Verlag, Salzburg 1998) bietet anregende Lektüre für alle, die an Geschichte und Geschichten interessiert sind, und gibt darüberhinaus Anreize, die historische Entstehung und die literarische Handhabung von Geschichtsbildern zu reflektieren. Die Salzburger Autorin und Kulturpublizistin Gertraud Steiner stellt an diesem Abend ihr neues Buch vor. Erzählte Geschichte von Salzburgs Römerzeit bis zum Ersten Weltkrieg präsentiert diese aufwendige, kommentierte Anthologie, die historische Prosa aus den Jahren 1880 bis 1948 versammelt. Josef von Doblhoff, eine Modellfigur der untergehenden Monarchie, steht mit seiner Salzburg-Erzählung „Das Bild des Patronus“ am zeitlichen Anfang dieser Literaturbilder. Die Verlebendigung von Fakten durch Fiktionen, wie sie Geschichtsprosa dieser Art intendierte, ist eine Schöpfung des musealen 19. Jahrhunderts. Das Ende dieser Faszination für das Geschichtliche markiert in diesem Auswahlband Juliane Windhagers Paris-Lodron-Roman „Der Friedtäter“, eine Verarbeitung der bedrückenden Erfahrung des Zweiten Weltkriegs. Zwischen diesen Polen von Stilisierung und Skepsis stehen die Werkausschnitte von Felix Dahn, Agnes Miegel und anderer Autorinnen der Salzburger Literaturgeschichte, die hier neu zu entdecken sind. Die getroffene Werkauswahl ist durch einführende Autorenporträts sowie durch einen historischen Kommentar von Dr. Sabine Falk-Veits ergänzt, damit wird das Erzählte in seinen geschichtlichen Rahmen gesetzt. Gertraud Steiner, Dr. phil., Studium der Germanistik und Kunstgeschichte, lebt als Kulturpublizistin in Salzburg. Buchveröffentlichungen (Auswahl): „Wunderkammer Hohe Tauern“, „Geh-lüste. Alpenreisen und Wanderkultur“, „Salzburg für Frauen“ (im Verlag Anton Pustet) und „Salz als Attraktion. Der Dürrnberg und seine Geschichte“.