Die neugegründete Zeitschrift "Literarität" stellt in ihrer Nummer Eins literarische und autobiographisch orientierte Texte vor, daneben stehen literaturwissenschaftliche Essays und in memoriam Wilhelm Muster ein Blick in seine Schreib-Werkstatt. Sabine Scholl stellt ihren im Gatza-Verlag veröffentlichten Roman "Haut an Haut" vor. Sie schildert darin in einer schnellen, rhythmisierten Sprache kongenial das großstädtische Leben – getrieben von Mode, Glanz und den Wünschen nach Verbrauch, wollüstigem Genuß und schnellem Erneuern. Die Welt ist elektrisiert vor Hunger, automatisiert und gefangen in der geilen Sucht nach Erfüllung der Muster, in Ermangelung oder Ablehnung tiefer gehender Gefühle. Gespenstisch getrieben und, um die Gespenster zu vertreiben, geben sich alle Protagonisten dem Sog und dem Tempo der Großstadt hin, Videoclips und Filme sind die dominanten Vorbilder, die Gier nach Körpern vereinzelt sie jedoch mehr und mehr, obwohl sie sich Haut an Haut, Hülle an Hülle, nah glauben. "Dieses Mütterchen hat Krallen" ist der Titel des Vortrages von Markus Kreuzwieser, aus dem er einen Ausschnitt lesen wird. Der in der Zeitschrift zur Gänze abgedruckte Essay verweist auf eine Tradition in der deutschen Literatur, die eine altösterreichisch inspirierte Lebensart transportiert, die das Zusammenspiel von kosmopolitisch eingestellten Autoren mit kulturellen Einflüssen aus mehreren Kulturen zeigt und für uns auch heute befruchtend wirkt und ein wenig bekanntes kulturelles Potential bietet.