Mittwoch,
08.10.97
20:00

Können Sie (das) lesen? – Analphabetismus in Österreich

Eintritt frei

Veranstalter: Literaturhaus

Können Sie (das) lesen? – Analphabetismus in Österreich

Veranstalter: Literaturhaus

Funktionale AnalphabetInnen sind Menschen mit einer gescheiterten Lerngeschichte. Geschätzte 300.000 ÖsterreicherInnen haben während ihrer Schulzeit Schriftsprachkompetenz nicht in dem Ausmaß erworben, als daß sie diese mit der nötigen Sicherheit anwenden könnten. Im öffentlichen Leben werden die Betroffenen ständig mit der Bedeutung von Schriftsprache konfrontiert und damit immer wieder auf ihre unzureichenden Lese- und Schreibkenntnisse gestoßen. Dies hat zur Folge, daß schriftsprachliche Anforderungssituationen gemieden, die noch vorhandenen Kompetenzen nicht angewendet und somit im Laufe der Jahre verlernt werden. Funktionale AnalphabetInnen sind vom gesellschaftlichen Leben oft ausgeschlossen, entwickeln über Jahre ein negatives Selbstbild, isolieren sich und geraten in große Abhängigkeiten, indem zum Beispiel Personen für die Erledigung schriftsprachlicher Angelegenheiten herangezogen werden müssen. Angst vor dem Entdecktwerden läßt Analphabetismus zu einem privaten Problem werden. Funktionaler Analphabetismus ist jedoch kein privates, sondern ein brisantes gesellschaftliches Problem, das bislang kaum unsere Aufmerksamkeit gefunden hat. Während in der Bundesrepublik seit zwanzig Jahren mit AnalphabetInnen gearbeitet wird, ist Analphabetismus in Österreich kein Thema. Die Diskussionsveranstaltung ist ein Einstieg in einen Prozeß, in dem die dringend erforderliche Öffentlichkeit geschaffen werden soll. Am Podium diskutieren: Brigitte Bauer (VS-Lehrerin, arbeitet in Salzburg mit AnalphabetInnen), Erwin Buchinger (AMS-Salzburg), Reinhard Pickl-Herk (Grüner Bildungsreferent), Josef Sampl (Pädagogische Akademie), Walter Thaler (SPÖ-Landtagspräsident), Monika Tröster (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung); Diskussionsleitung: Elfriede Geiblinger.