„Und wir lebten zusammen unsere Nacht, und da gehen mir die Worte aus, da nutzen keine Schnurschriften, keine in Papier geprägten Lettern, da hilft kein über die Worte streichen und sie willig machen, da wissen die Worte nicht, was beschreiben, weil das keine Worte hat. Und da sprachen wir nicht. Da konnte die Sprache nichts verwirren.“ In acht Geschichten variiert das neueste Buch der Rauris-Preisträgerin Corinna Soria die immer wiederkehrenden Themen: Begegnungen, Freundschaften, Liebe, den Hunger nach Nähe, die Angst davor. Die Figuren Sorias sind stark in ihrer Verletzbarkeit, umgetrieben von Sehnsucht und Mangel, auf der Suche nach Berührung, nach dem anderen, nach Worten, Sprache, Musik. Erfüllung erleben sie als absolute, als Auflösung aller Begrenzungen, und doch bleibt sie brüchig, vorläufig, ein eingeräumter Ort, ein kurzes Glück, dem Abschied und Verlust immer schon eingeschrieben sind. Poetisch, bildhaft und von hoher Musikalität ist die Sprache dieser Erzählungen, und Corianna Soria versteht es, damit in den Sog ihrer Geschichten zu ziehen. „Und wie das auch ist, wenn man auf die Berührung zu warten beginnt, welche wird die erste Berührung sein, was wird das erste Seil sein, das über die Tiefe gespannt wird zum andern, wird es vertäut oder rutscht es ab, wie wird es sich anfühlen, kann es tragen, zum andern hin.“ Corinna Soria, geboren 1962 in Salzburg. Studium der Romanistik, Germanistik und Politikwissenschaft, lebt in Wien. Für ihre Erzählung „Leben zwischen den Seiten“ (Wieser Verlag, 2000) erhielt Corinna Soria den Rauriser Literaturpreis und den Förderpreis Literatur des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft. Ihr Lyrikband „Briefe nach Welfare Island“ (Alekto Verlag, 2001) wurde mit dem Lyrikdebütpreis des Literarischen Colloquiums ausgezeichnet.