Montag,
10.06.02
20:00

Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit

Eintritt E 6/4

Hans Höller
Robert Schindel

Veranstalter: prolit

Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit

Veranstalter: prolit

Robert Schindel und Hans Höller sprechen an diesem Abend, von verschiedenen Perspektiven aus, über einen der bekanntesten Lyrikbände der frühen fünfziger Jahre, ein „Grundbuch“ der Literatur nach 1945. Die Bedeutung dieses lyrischen „Grundbuchs“ aber steht nicht unverbrüchlich fest, jede Zeit muß sich darin wieder entdecken und die Herausforderung neuer Verständnismöglichkeiten auf sich nehmen. Mit dem Gedichtband „Die gestundete Zeit“ wurde Ingeborg Bachmann berühmt. Der Titel stellte eine prägnante Formel dar für die geschichtlichen Hoffnungen nach dem Krieg und zugleich für das Bewußtsein um die Begrenztheit der Chance eines Neubeginns. Von den vielen anderen, scheinbar ähnlichen Zeitgedichten der frühen fünfziger Jahre unterscheidet sich „Die gestundete Zeit“ durch das Gedächtnis einer nicht abgetragenen Schuld. Heute, fünfzig Jahre nach Erscheinen des Bandes, ist dieses Gedächtnis der Texte besser wahrnehmbar, und vor dem Hintergrund von Bachmanns „Todesarten“-Projekt sind andere Lesarten der frühen Gedichte notwendig und lesbar geworden. Die Reihe „Grundbücher der österreichischen Literatur nach 1945“ – dazu zählen u.a. Ilse Aichingers „Die größere Hoffnung“ oder Fred Wanders „Der siebente Brunnen“ – wurde von Klaus Kastberger (Wien) konzipiert, der auch den Abend moderieren wird. Robert Schindel, geboren 1944, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Für sein lyrisches Werk wurde er ausgezeichnet mit dem Erich Fried-Preis und dem Eduard Mörike-Preis. Zuletzt erschienen der Gedichtband „Immernie“ und „Jüdisches Gedächtnis – Auskunftsbüro der Angst“ (Reden und Vorträge). Hans Höller, geboren 1947, Literaturwissenschafter und Dozent an der Universität Salzburg. Zu Ingeborg Bachmann sind von ihm neben zahlreichen Aufsätzen u.a. erschienen: „Ingeborg Bachmann. Das Werk“ (1987); „Letzte unveröffentlichte Gedichte“ (1997). Klaus Kastberger, geboren 1963, Literaturwissenschafter und –kritiker, Mitarbeiter des Österreichischen Literaturarchivs, Lektor, Herausgeber. Zahlreiche Publikationen zur Literatur des 20. Jahrhunderts, Kritiken für Zeitungen und Zeitschriften.