Freitag,
03.03.00
20:00

Hinüber

Eintritt öS 80.-/ 50.-

Evelyn Grill

Veranstalter: Literaturhaus

Hinüber

Veranstalter: Literaturhaus

1993 las die österreichische Autorin im Literaturhaus aus ihrem Roman „Winterquartier“ (Bibliothek der Provinz). 1994 ließ sie mit der Erzählung „Wilma“ – ein Stück aus dem oberösterreichischen Kleinstadtleben, das Leben einer unglücklich Behinderten – aufhorchen. Jetzt stellt Evelyn Grill ihr jüngstes Buch vor, die Erzählung „Hinüber“ (Suhrkamp Verlag, 1999). Willi ist Mitte Vierzig. Er ist schwerkrank. Geduldig erträgt er alle Untersuchungen und Zumutungen der Ärzte, die im freundlich-kumpelhaften, gleichzeitig autoritären Oberarztton ihre Verfügungen treffen. Dann fällt das Todesurteil. Die Ärzte haben zu lange gewartet. Die Nachricht, daß es dem Bruder schlechtgehe, erreicht die Ich-Erzählerin per Telefon. Vor langem schon ist sie der dörflichen Enge ihres österreichischen Geburtsortes entflohen und lebt mit ihrem Mann in Deutschland. Der bewußt große Abstand zur Familie – die im Gespräch die Hoffnung aufrecht erhält und nicht vom Unausweichlichen reden möchte – hält sie vorläufig davon ab, sich mt dem Krebsleiden des Bruders auseinanderzusetzen. Schließlich faßt sie den Entschluß, den Bruder doch zu besuchen, verbringt ein paar Tage bei ihm und reist, bevor er stirbt, wieder nach Hause. Doch der Sterbende begleitet sie überall hin, in ihren Gedanken und Erinnerungen. „Eindrucksvoll zeigt uns Evelyn Grill die paradoxe Situation einer Familie, die jede freie Minute für den Sterbenden opfert und ihn doch in seiner Einsamkeit und seinem Sterben allein läßt. Sie demonstriert, wie wenig unsere Alltagspsychologie und Alltagskonventionen darauf eingerichtet sind, mit Grenzsituationen fertig zu werden. Einem Sterbenden Rauchen zu verbieten, weil es nicht gesund ist, ist absurd. Dem Tod einen adäquaten sprachlichen Ausdruck zu geben und damit den Lebenden einen Begriff und eine Perspektive für das Leben – in der Erzählung Hinüber ist es gelungen.“ Süddeutsche Zeitung