Mittwoch,
09.06.99
20:00

Griechenland I: Krieg, Bürgerkrieg, Diktatur

Eintritt 130,-/80,-

Alki Zei
Vassilis Vassilikos

Veranstalter: Literaturhaus (Europa der Muttersprachen)

Griechenland I: Krieg, Bürgerkrieg, Diktatur

Veranstalter: Literaturhaus (Europa der Muttersprachen)

Dieser Abend des Griechenland-Schwerpunkts in der Literaturhaus-Reihe "Europa der Muttersprachen" beschäftigt sich anhand von Beispielen der Gegenwartsliteratur mit Geschichte und Politik Griechenlands, vom 2. Weltkrieg über die Zeit des Bürgerkriegs (bis 1949) bis zur Diktatur (1967 bis 1974). Nach einem Vortrag der deutsch-griechischen Verlegerin und Expertin für griechische Literatur Niki Eideneier lesen die Autoren Alki Zei und Vassilis Vassilikos aus ihren beiden bekanntesten Büchern (deutsche Lesung: Ulrike und Peter Arp). Nach einem Gespräch wird der Film „Z“ (Frankreich/Algerien 1968, 126 Minuten, Musik: Mikis Theodorakis) mit Yves Montand, Irene Pappas und Jean-Luis Trintignant gezeigt. Das bisherige, in mehrere Sprachen übersetzte Hauptwerk der Schriftstellerin Alki Zei trägt den Titel „I aravoniastikia tu Achillea“ (Roman, 1987; dt. „Die Verlobte des Achilles“ 1991) und verarbeitet die Erlebnisse aus den Jahren der politischen Illegalität, des Widerstands gegen die deutsche Besatzung und des wiederholten Exils (Rom, Taschkent, Moskau, Paris). Einfühlsam und unvergeßlich beschreibt die Autorin aus der persönlichen Sicht ihrer Heldin die politischen Geschehnisse in Griechenland, die untrennbar mit ihrem persönlichen Schicksal verbunden sind. Der Roman gilt als der politische und der Frauenroman der letzten Jahre. Es geht nicht um die Entmythologisierung der griechischen Resistance, sondern um die Relativierung des Heldentums, das den Menschen taub macht für die Zwischentöne und die Seele ihrer Sensibilität beraubt. Vassilis Vassilikos wurde durch den vielübersetzten Roman „Z“ (1966; dt. 1969) und dessen Verfilmung durch Costa-Gavras (Drehbuch gemeinsam mit Jorge Semprun) bekannt. „Z“ steht für „er lebt“ und bezieht sich auf den griechischen Parlamentsabgeordneten Grigoris Lambrakis, der am Abend des 22. Mai 1963 in Thessaloniki umgebracht wurde. „Der abscheulichste politische Mord, der Griechenland erschütterte und noch erschüttert“ lautete der Untertitel des Politthrillers in der Athener Zeitschrift „Tachydromos“, die im Herbst 1966 den ersten Teil des Buches in sechs Fortsetzungen als Vorabdruck brachte. Politischer Hintergrund des „dokumentarischen“ Buches (Vassilikos) ist das polizeistaatliche Regime von Mininsterpräsident Karamanlis. Die Ermordung des pazifistischen Demokraten, Universitätsprofessors und angesehenen Arztes Lambrakis brachte das herrschende System ans Licht, das seitdem in Griechenland „Überregierung“ genannt wird und von Geimdienst, amerikanischen Dienststellen und sogenannten „Beratern“ bestimmt war. Der Sturz von Ministerpräsident Karamanlis 20 Tage nach den Ereignissen in Thessaloniki beendete diese „Überregierung“ nicht, sondern führte – nach einem von Georgios Papandreou eingeleiteten Demokratisierungsprozeß – zum (vom CIA unterstützten) Putsch der „Obristen“ am 21. April 1967 und zur blutigen Diktatur. Alki Zei, geboren am 15. Dezember 1927 in Athen, wo sie lebt. Ihr Leben ist geprägt durch ihre Zugehörigkeit zur KP. 1952 Flucht nach Italien, von wo sie 1954 ihrem Ehemann, dem Theaterregisseur Jorgos Sevastikoglu, nach Taschkent (Usbekistan) und 1956 nach Moskau ins freiwillige Exil folgt. Im Jahr 1964 kehrt die Familie nach Griechenland zurück, um 1967 nach dem Militärputsch erneut ins Exil, diesmal nach Paris, zu gehen.1981 zweite Rückkehr nach Griechenland. Die diplomierte Schauspielerin beginnt 1966 zunächst Kinderbücher zu veröffentlichen, von denen die meisten vielfach übersetzt werden. Vassilis Vassilikos, geboren am 18. November 1933 in Kavala, lebt in Paris. Studiere Jura und Thessaloniki und Regie in New York. In jungen Jahren führt er neue Prosaströmungen ein und behält auch später das kämpferische Element und die kompromißlose Offenheit bei. Zur Zeit der Militärjunta lebt er im Exil (Paris, London, Rom). Derzeit arbeitet der Schriftsteller als Botschafter bei der Unesco. Veröffentlichungen: „Ta poiemata“ (= Gedichte, 1948–50), „To phyllo, to pegadi, t‘angeliasma“ (Roman, 1961; dt. „Griechische Trilogie“ 1966), „Mesa ste nychta tes Asphaleias“ (= In der Nacht der Sicherheitsüolizei, Gedichte, 1967), „Kapheneion Emigrec“ (= Café Emigrec, Prosa, 1971), „Glaukos Krassakis“ (Roman in 3 Bänden, 1974/75), „Ho tromeros menas Augustos“ (=Der schreckliche Monat August, Tragödie, 1980) u.a. Büchertisch: Rupertus Buchhandlung, Griechisches Buffet: freiwillige Spenden