Montag,
06.02.06
20:00

Erinnerung an das Kommende – abgesagt

Eintritt

Gudrun Seidenauer

Veranstalter: erostepost, Vogl & Co

Erinnerung an das Kommende – abgesagt

Veranstalter: erostepost, Vogl & Co

„wohin soll/kann/darf ein gedicht führen? oder kann jede antwort auf die falsche frage ohnehin nur entsprechend falsch sein? denn gedichte sind ja keine wegweiser, keine verbalen besserungsanstalten für die kurze dauer des aufenthalts, den sie dem leser (eher doch eigentlich der leserin, frauen lesen mehr!) gewähren, keine führer (da sei orpheus vor!), und dem sollen, dürfen und können ihrer autorInnen widersetzen sie sich dann immer ein wenig, wenn sie gut sind. jede absicht am gedicht läuft ihm zuwider, jedes hinbiegen auf eine aussage beschädigt sein geheimnis. nein, dies ist kein raunen von der küssenden muse, von der spröden schönheit der eine(n) anfallenden inspiration. lyrik ist muße, lyrik ist arbeit, lyrik ist leichter als luft & liebe, lyrik ist eckig und sanft. lyrik spricht ent-sprechend, und wer da spricht, das weiß man nicht so recht: vielleicht all die klänge und töne der vor einem schreibenden, die sich im der poesie zuneigenden ohr verfangen und transformiert haben, vielleicht die buchstäblichen unsäglichkeiten des erfahrens und wahrnehmens, die schönen fälschungen, zu denen wörtliches hoffen verführt, die quergeräusche und störgeräusche, die sich nicht auf ordentliche sätze zurechtstutzen lassen, das wilde, das nicht administrierbare, das bittere, den mandeln hinzugezählte, man selbst, sich befragend, keine antwort. das schönste unbewusste, das das auflösende licht der deutung scheut und sich mit mehr oder minder stil zu entziehen versteht. geträumte bäume, deren schatten eineN verbergen, dennoch.“ (gudrun seidenauer)