Donnerstag,
21.09.00
20:00

Die Pyramiden von Hartheim

Eintritt 80,-/50,-

Walter Kohl

Veranstalter: Salzburger Autorengruppe

Die Pyramiden von Hartheim

Veranstalter: Salzburger Autorengruppe

Während seiner Arbeit an dem Roman „Die Pyramiden von Hartheim“ (1997) musste sich der Autor Walter Kohl auch näher mit dem Euthanasiearzt Georg Renno auseinandersetzen: In seinem Reihenhäuschen bei Ludwigshafen lebte er die letzten Jahre, ein hagerer, alter Mann, ausgestattet mit einer staatlichen Rente, die er aufgrund seiner Tätigkeit als Arzt im Schloß Hartheim, der größten Vernichtungsanstalt des nationalsozialistischen Deutschlands, im Rahmen der sogenannten Euthanasieaktion T4 bezog. An die 15.000 Menschen hat der 1907 in Straßburg geborene und in Dresden ausgebildete Georg Renno dort zwischen 1940 und 1944 in den Tod geschickt. Walter Kohl begegnete kurz vor dessen Tod, 1997, diesem Mann, der für das, was er getan hatte, nie zur Rechenschaft gezogen worden war und seine Taten als Erlösung für die Opfer zu rechtfertigen versuchte. Aus den Gesprächen, Recherchen und persönlichen Eindrücken entwickelt Walter Kohl ein ebenso eindringliches wie verstörendes Psychogramm eines Täters, das auch die Rolle des Biographen reflektiert: „Renno wird barsch und laut: „So, wie die da gestanden haben, auf einmal war der ganze Komplex da am Boden gesessen. Die sind nicht einmal gefallen. Die sind so langsam da runter.“ Der „Komplex da“ – damit meint er eine Gruppe von 40 oder mehr sterbenden Menschen. Es gibt eine Reihe von Berichten über das Sterben in der Gaskammer, aus Hartheim und aus den anderen Anstalten. Von einem sanften, stillen Hinübergleiten ist dabei nie die Rede …“ (aus „Ich fühle mich nicht schuldig. Georg Renno, Euthanasiearzt) An diesem Abend wird Walter Kohl Auszüge aus seinen zuletzt erschienenen Romanen „Die Pyramiden von Hartheim“ (Edition Geschichte der Heimat, 1997) und „Ich fühle mich nicht schuldig. Georg Renno, Euthanasiearzt“ (Zsolnay, 2000) präsentieren. Walter Kohl, geboren 1953 in Linz. Journalist, seit Ende 1996 freier Schriftsteller. Mitglied der GAV. Gründungsmitglied der Nenzinger Gruppe. Mehrere Buchveröffentlichungen und Theaterstücke; zuletzt Kooperation mit Rudolf Habringer und Thomas Hinterberger beim Theaterprojekt „Hart. Heim. Suchung“ mit geistig und körperlich behinderten Schauspielern (Uraufführung Februar 2000).