Montag,
22.01.01
20:00

Die Geschichte vom Franz Biberkopf (Berlin Alexanderplatz)

Eintritt frei

Alfred Döblin

Veranstalter: Literaturhaus

Die Geschichte vom Franz Biberkopf (Berlin Alexanderplatz)

Veranstalter: Literaturhaus

Einleitung: Karl Müller Die Hörspielmontage im Jahr 2001 stehen unter dem Titel „Countdown“. Das Literaturhaus zählt einerseits bis zum 100. Hörspielmontag am Jahresende, andererseits blicken wir auf die Hörspielgeschichte im 20. Jahrhundert zurück. Den Anfang macht Alfred Döblins „Die Geschichte vom Franz Biberkopf“ (Reichsrundfunkgesellschaft Berlin, 1930, 78 Minuten). Franz Biberkopf will nach 4 Jahren Haft ein „neues“ Leben beginnen. Doch sein Versuch scheitert. Erst als seine Braut umgebracht wird, lehnt er sich nochmals gegen sein Schicksal auf. Noch bevor im Oktober 1930 Döblins Hauptwerk, der naturalistische Reportage-Roman „Berlin Alexanderplatz“ erschien, ging Döblin daran, mit Alfred Braun eine Hörspielfassung auszuarbeiten. Die Sendung war für den 30. 9. 1930 vorgesehen, 14 Tage nach jener Reichstagswahl, bei der die Nationalsozialisten erstmals große Stimmengewinne verbuchten und die Anzahl ihrer Mandate fast verzehnfachen konnten. Für die Herausforderer des Rechtsstaates, die auf allen Straßen marschierten, entsprach Alfred Döblin aufs Haar dem Feindbild, das ihre demagogischen Führer ihnen eingehämmert hatten, für sie war er der Prototyp des „jüdisch-bolschewistischen Asphaltliteraten“. Aber auch der populäre Alfred Braun wurde von den Nazis gehaßt. Hier sind wohl die Gründe zu suchen, weshalb Braun die Regie niederlegte und die verantwortlichen Leiter des Berliner Rundfunks die Sendung des Hörspiels kurzfristig absagten, vier Stunden vor dem Sendetermin wurde die Entscheidung bekanntgegeben. Dem tags darauf tagenden „Politischen Überwachungsausschuß“, der die gesetzlich vorgeschriebene Überparteilichkeit des Programms garantieren sollte, erklärte der Intendant Hans Flesch, man habe die Sendung des Hörspiels „angesichts der jetzigen aufgeregten Zeit“ im Einverständnis mit dem Autor verschoben, die Inszenierung sei aber für eine spätere Ausstrahlung auf Platten aufgezeichnet worden. Die Platten verschwanden im Archiv und wurden erst in den 50er Jahren wiederentdeckt. Zwanzig Jahre nach der Produktion des Hörspiels fand die Erstsendung statt. Alfred Döblin, geboren 10. August 1878 in Stettin. Psychiater und Schriftsteller. Gilt als einer der wichtigsten Romanautoren der klassischen Moderne. Floh 1940 in die USA. Gab ab 1946 „Das goldene Tor“, einer der ersten literarischen Zeitschriften nach 1945, heraus. Gestorben am 26. Juni 1957 in Emmendingen.