Montag,
02.12.02
19:00

Der Zauberberg (5)

Eintritt E 6/ 4

Thomas Mann

Veranstalter: Verein Literaturhaus

Der Zauberberg (5)

Veranstalter: Verein Literaturhaus

Einleitung: Manfred Mittermayer „Fülle des Wohllauts“ – so heißt eines der bekanntesten Kapitel aus Thomas Manns „Zauberberg“. Es steht kurz vor dem großen „Donnerschlag“, mit dem der Roman abbricht, vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, in dessen Chaos wir Hans Castorp zuletzt aus den Augen verlieren. Zuvor beschäftigt sich unser Held noch ausgiebig mit einer sensationellen neuen Errungenschaft der Technik – mit einem Grammophon. Und er gibt sich dem hin, was auf den vorhandenen Platten gespeichert ist: Ouvertüren und Symphonien, Lieder und Opernarien – aus der „südlichen Schönheitssphäre einer zugleich hoch- und leichtsinnigen Hingerissenheit“, aber auch aus einer „deutsch-volkhaften Welt von Schalkheit und Dämonie“. Die Musik war für Thomas Mann stets mehr als eine unverzichtbare Lebensbegleiterin. Sie hatte auch modellhafte Bedeutung für seine Art zu schreiben: Mit Hilfe von Leitmotiven strukturierte er seine Prosa-Kompositionen, wie er es bei Richard Wagner gelernt hatte. Und er zitierte mit Vorliebe – offen oder zuweilen bei einer ersten Lektüre kaum erkennbar – Vorgaben aus der musikalischen Tradition. Im letzten Teil unserer „Zauberberg“-Hörspielserie wird deshalb nicht zuletzt von diesem Aspekt der Literatur Thomas Manns zu reden sein. Für seine Romanfigur Settembrini ist es zwar „politisch verdächtig“, das Medium der Musik, weil er darin nur „das halb Artikulierte, das Zweifelhafte, das Unverantwortliche, das Indifferente“ sehen kann. Auf dem „Zauberberg“ eröffnet sie Castorp jedoch einen Erlebnisbereich, dem sich der fanatische Aufklärer Settembrini verschließt, und fügt dessen Schule der Rationalität eine entscheidende Dimension hinzu.