Mittwoch,
04.10.06
20:00

Der Traum ist ein Papier

Eintritt frei

Ernst Herbeck

Veranstalter: Internationale Paul Hofhaymer Gesellschaft Salzburg

Der Traum ist ein Papier

Veranstalter: Internationale Paul Hofhaymer Gesellschaft Salzburg

Befragt nach dem Sinn des Lebens, erklärte Ernst Herbeck: „Der Sinn des Lebens? Weiterzuleben! Nach dem Tode auch noch weiterzuleben. In der Gestalt eines Königs … einer anderen Welt … im Altertum zum Beispiel oder in der Steinzeit.“ Das war im Jahr 1977. Herbeck war 57 Jahre alt und seit über 30 Jahren aufgrund der Diagnose Schizophrenie in psychiatrischen Anstalten hospitalisiert. 1946 wurde Herbeck in die Heil- und Pflegeanstalt Gugging bei Klosterneuburg überwiesen, wo er, mit einer kurzen Ausnahme, den Rest seines Lebens verbrachte. Zum selben Zeitpunkt hatte der frisch promovierte Psychiater Leo Navratil seinen ersten Job in der Nervenheilanstalt Gugging angetreten. Er regte, zunächst zu Diagnose- und Therapiezwecken, Patienten zu zeichnerischem, malerischem und poetischem Ausdruck an und förderte die künstlerisch Begabten unter seinen Patienten. Im Jahr 1960 holte Leo Navratil den wegen einer Lippen-Kiefer- Gaumenspalte schwer sprechbehinderten Ernst Herbeck in das Untersuchungszimmer und bat um ein kurzes Gedicht mit dem Titel Der Morgen. 1966 veröffentlichte Leo Navratil – unerwartet erfolgreich – die ersten 83 Gedichte Herbecks unter dem Pseudonym „Alexander“. In den nun folgenden Jahren schuf Ernst Herbeck ein in jeder Hinsicht großes Œuvre. Über tausend Handschriften Herbecks sind im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek. Ernst Herbeck starb am 11. September 1991 in Gugging. Auf Leo Navratils Frage, was nach dem Tod einmal aus ihm werden könnte, mutmaßte er: „Vielleicht eine Legende.“ (aus: Uwe Schütte: „Über den schizophrenen Dichter Ernst Herbeck“ und Verlagstext zu "Ernst Herbeck / Die Vergangenheit ist klar vorbei", Brandstätter Verlag)