Einführung und Gespräch: Anton Thuswaldner „Wir wollten niemand sein, den man vergißt, mühelos, niemand, von dem man sich entfernen kann, ohne Abschied, ohne Hindernis.“ Ungarn 1956. Ohne ein Wort verläßt Katalin ihre Familie, flüchtet über die Grenze in den Westen. Ihr Mann Kalman verkauft Haus und Hof, zieht mit den Kindern Isti und Kata durchs Land, von einem Verwandten zum nächsten, ohne bestimmte Richtung, ohne sicheres Ziel. Während Kalman zunehmend schwermütig und sprachlos wird, schaffen Kata und Isti ihre eigene Welt: Isti beginnt „Dinge ohne Ton“ zu hören, Kata hört den Menschen zu, denen sie begegnet. Der genaue Blick der Kinder trifft auf eine Welt, die unverständlich und zum Staunen ist. Gegen eine Wirklichkeit, die geprägt ist von immer neuen Abschieden und Verlusten, setzen sie die Phantasie, helfen sich aus mit Geschichten und Träumen, entwerfen Gegenwelten zur Leere, die sie umgibt. Das Schwimmen im See bedeutet Momente von Leichtigkeit und Freiheit und ein Eintauchen in eine „andere“ Wirklichkeit. In einer eigenständigen, sinnlichen Sprache erzählt Zsuzsa Bánk in ihrem mit dem renommierten Aspekte-Preis ausgezeichneten Debütroman eine Geschichte, die das Unspektakuläre ins Zentrum rückt. Mosaike und kleine Ausschnitte von Lebensläufen verbinden sich zu Stimmungsbildern der ungarischen Provinz zwischen Ungarnaufstand und Prager Frühling und zum Erzählen von einem Unterwegssein, ohne irgendwo anzukommen. Zsuzsa Bánk, geboren 1965 in Frankfurt, arbeitete als Buchhändlerin und studierte anschließend Publizistik, Politikwissenschaft und Literatur in Mainz und Washington. Heute lebt sie als Redakteurin und Autorin in Frankfurt/Main. Für ihren Roman „Der Schwimmer“ wird sie mit dem Preis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet.