- Genre: Lesung & Gespräch
- Beteiligte: Galsan Tschinag
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Der Mann, die Frau, das Schaf, das Kind
Veranstalter: Verein Literaturhaus
„Einst verschlug die sozialistische Freundschaft einen mongolischen Fürstenspross als Austauschstudent in die DDR. Seitdem schreibt er zwar immer noch mongolische Verse, aber auch deutsche Prosa, denn seine Muttersprache kennt zwar Dichtung in Gesängen, hat aber keine Schrift in unserem Sinn. Heute verkörpert er die wunderliche Mischung von deutschsprachigem Schriftsteller und mongolischem Schamanen.“ (3sat)
Vor 50 Jahren begegnete der berühmte Tuwa-Mongole Galsan Tschinag zum ersten Mal der deutschen Sprache. Inzwischen ist er zu einem der sprachmächtigsten Autoren der deutschen Literatur geworden. Jetzt ist im engagierten Unionsverlag sein neuer Roman „Der Mann, die Frau, das Schaf, das Kind“ (2013) erschienen – ein unterhaltsam-nachdenkliches Buch voll Lebensweisheit und Wärme.
Ein Mann, eine Frau, ein Schaf – eine Begegnung, nicht auf dem Land, sondern im Hausflur eines großstädtischen Hochhauses. Die junge, gut aussehende Frau hat in einem Fernsehquiz ein Schaf gewonnen, doch was soll sie in ihrem schäbigen Wohnblock damit anfangen? Das Schaf ist am falschen Ort, aber sind es nicht vielleicht auch der Mann und die Frau? Er ist ein alter, gestrandeter Nomade und vertraut im Umgang mit Tieren. Sie ist jung und hilflos, nicht nur gegenüber dem Schaf. Die Angehörigen ihres ehemaligen Liebhabers, eines mächtigen Oligarchen, stellen ihr nach. Beide haben ihre Erfahrungen gemacht in der neuen Metropole, die postkommunistische Blüten treibt.
Galsan Tschinag, geboren 1944 in der Westmongolei, ist Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa, Schamane, Lehrer und Schauspieler und lebt mit seiner 20-köpfigen Familie hauptsächlich in Ulan Bator. In den 1960er Jahren studierte er Germanistik in Leipzig, seither schreibt er auf Deutsch. Er wurde für seine in viele Sprachen übersetzten Bücher – Romane, Erzählungen und Gedichte – mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis (1992) und dem Literaturpreis der deutschen Wirtschaft (2008). Das Honorar seiner Lesereisen verwendet er, um die Menschen seines Volkes zu unterstützen.