- Genre: Essay-Lesung
- Beteiligte: Wolfgang Müller-Funk
Veranstalter: Autoren und Leser
Der Intellektuelle als Souverän
Veranstalter: Autoren und Leser
„DEN Intellektuellen gibt es nicht, der den Maßstab für die ganze Spezies abgeben könnte. Zyniker und Moralisten, Weltanschauungstäter und empfindsame Skeptiker, sie alle bilden eigene Typen innerhalb der Kategorie des Intellektuellen. Was sie, bei allen Unterschieden und der eigenen Gebrochenheit, verbindet, ist der Anspruch von Durchgängigkeit.“ (Seite 50) „Die Zeitläufe wach und nervös zu verfolgen, empört und belustigt, leidend und triumphierend, gehört zum zivilisatorischen Profil unserer Zeit. Die Zeitungen und die technischen Medien eröffnen dem Intellektuellen ungeahnte Möglichkeiten, sich und seiner Sache Geltung zu verschaffen. Der moderne Intellektuelle ist der Mensch, der stets reagiert. Vornehmheit ist weniger gefragt als Geistesgegenwart, Zivilcourage und ein gewandter Umgang mit Moral. Von Hölderlin und auch von Goethe führt kein geradliniger Weg zu einem Typus von Intellektuellen, der um die Schwierigkeit einer ganz besonderen Minderheit weiß, sich in einer majoritären Gesellschaft Gehör zu verschaffen.“ (Seite 19) Die beiden Zitate sind dem Band „Der Intellektuelle als Souverän“ entnommen, der 1995 bei Deuticke Wien erschienen ist. Wolfgang Müller-Funke, geboren 1952, lebt als Autor, Publizist und Literaturwissenschaftler in Drosendorf/Niederösterreich. Zahlreiche Veröffentlichungen zur österreichischen und deutschen Literatur und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts, darunter: „Die Rückkehr der Bilder“ (1988), „Joseph Roth“ (1989), „Die Enttäuschungen der Vernunft“ (1990), „Erfahrung und Experiment. Studien zur Theorie und Geschichte des Essayismus“ (1995).