Dienstag,
05.10.99
20:00

Der geköpfte Hahn

Eintritt öS 80,-/50,-

Eginald Schlattner

Veranstalter: prolit

Der geköpfte Hahn

Veranstalter: prolit

„Exitus“ – dieses Wort zieht sich vieldeutig durch den ersten Roman des siebenbürgischen Autors Eginald Schlattner, steht am Anfang und Ende. „Exitus“, das meint das alljährliche Fest der Abschlußklasse der deutschen Schule, ein Tanztee, zu dem der jugendliche Erzähler einlädt in Fogaresch, einer kleinen siebenbürgischen Stadt, seit Jahrhunderten bewohnt von Rumänen, Ungarn, Zigeunern, Juden, Armeniern, Sachsen. Ein unvergeßliches Fest sollte es werden, und es wurde „ein Nachmittag mit brennenden Rändern“, und tödlich der Ausgang, Exitus. Dramaturgisch gekonnt läßt der Erzähler erinnernd das vergangene Jahr Revue passieren, verhängnisvolle Entwicklungen werden sichtbar, Handlungsfäden verdichten sich bis hin zu ihrem Höhepunkt am Nachmittag des Festes, der ein Schlußpunkt ist. Es ist der 23. August 1944, das mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbündete Rumänien wechselt die Fronten, schließt sich den Alliierten an, der Tanztee klingt aus im deutschen Luftangriff. Ein vielschichtiges Panorama vom Aufwachsen in Zeiten des Kriegs, von der Verführbarkeit durch faschistische Ideologien, vom Untergang einer Kultur der Vielfalt von Völkern und Sprachen, von Liebe, Freundschaft, Verrat. Eginald Schlattner, geboren 1933 in Arad (Rumänien), als Angehöriger der deutschsprachigen Minderheit in Fogaresch aufgewachsen. Studium der evangelischen Theologie, dann Mathematik und Hydrologie. 1957 Verhaftung durch die rumänische Securitate wegen „Nichtanzeige von Hochverrat“; nach seiner Haftentlassung Arbeit als Tagelöhner, später als Bautechniker und Hydrologe, seit 1978 als evang. Pfarrer bei Hermannstadt in Siebenbürgen. „Der geköpfte Hahn“ ist 1998 bei Zsolnay erschienen.