Hinter dem Titel des Buches „Warum bin ich dick?“ (Döcker Verlag, 1997) steht kein Ratgeber für eine neue Diät oder Kur. Die beiden Autorinnen – die Sozialwissenschaftlerin Birgit Buchinger und die Psychologin Beate Hofstadler – erforschten (verborgene) Ursachen von Übergewicht. Herausgekomen ist ein Buch mit „dicken Geschichten“, die an diesem Abend in Interview-Form vorgestellt werden. Die ungewöhnliche Buchpräsentation mit Moderation durch die Schauspielerin Anna Hauer endet in einem Buffet. Fast alle fühlen sich zu dick. In einer Zeit, in der Schlanksein zum Schlüssel für Beziehungsglück und beruflichen Erfolg geworden ist, machen DiätberaterInnen und SchönheitschirurgInnen Geschäfte wie nie zuvor. Oft ohne Erfolg. „Bei jeder Diät hab‘ ich zwei, drei Kilo mehr drauf gehabt“, lautet zum Beispiel die Erfahrung von Angelika Egger. Sie ist eine von sechs Frauen, die in dem Buch zu Wort kommen. Ihre Schicksale zeigen, daß Dicksein als Folge von unbezähmbaren Eßanfällen auch Ausdruck von Lebensproblemen ist. Immerhin wünschen sich fünf der sechs Interviewten vor allem ein „leichteres Leben“, sie hoffen, mit dem Gewicht ihre privaten Probleme loszuwerden. „Jede dieser Frauen hat ihre eigene Geschichte. Es zeigen sich jedoch ähnliche Tendenzen. So kam jede dieser Frauen irgendwann zu der Erklärung: ‚Schuld an meinen Schwierigkeiten ist das Übergewicht.‘ In Wirklichkeit verdeckten sie damit andere Probleme: Sie setzten sich z. B. nicht mit ihren Kränkungen und Enttäuschungen auseinander, Wut, Aggressionen, Trauer wurden nicht zugelassen. Ihr Ventil war Essen, die Folge der Schutzpanzer Dicksein. In der Körpersprache teilte sich mit, was sonst nicht mitgeteilt werden konnte.“ Die Autorinnen im Interview mit Krista Scheuer, in: Brigitte 16/97