Freitag,
09.10.98
19:30

Analphabetismus in Österreich

Eintritt frei

Veranstalter: Literaturhaus

Analphabetismus in Österreich

Veranstalter: Literaturhaus

„Irgendwann haben sie ihre Angst überwunden und den Schritt gewagt, sich bei mir telefonisch zu melden. Wir vereinbaren einen Termin für das erste Treffen. Ein Gasthaus oder Café, das leicht zu erreichen ist. Verläßt die/den Betroffene/n in letzter Minute nicht doch noch der Mut, und unser erstes Treffen kommt wirklich zustande, kann mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden.“ Brigitte Bauer ist Volksschullehrerin und arbeitet seit vier Jahren mit funktionalen AnalphabetInnen. Geschätzte 300.000 leben derzeit in Österreich. Es sind Erwachsene, die zwar die Schulpflicht erfüllt, aber aufgrund verschiedenster Ursachen lesen und schreiben nicht in dem Ausmaß gelernt haben, daß sie es mit der nötigen Sicherheit anwenden können. Tagtäglich mit Sprache konfrontiert, werden sie immer wieder auf ihre unzureichenden Kenntnisse gestoßen. Im Laufe der Jahre entwickeln sie ein negatives Selbstbild. Scham und Angst vor dem Entdecktwerden treiben sie in Abhängigkeit und Isolation. Funktionaler Analphabetismus wird als privates Problem erlebt. Trotzdem wagen einige einen zweiten Anlauf, lesen und schreiben zu lernen. Im vergangenen Jahr provozierte das Literaturhaus mit einem Diskussionsabend zum verdrängten Thema Analphabetismus die Diskussion in Salzburg. Heuer wird fortgesetzt. An diesem Informationsabend bieten wir zurst die Möglichkeit, sich in die Lage derer zu versetzen, die mit Schriftsprache nicht umzugehen gelernt haben. Nach dem Dokumentationsfilm „Brille vergessen“ von Gero Gemalla wird Brigitte Bauer Einblick in die konkrete Arbeit mit AnalphabetInnen geben, mögliche Ursachen, Zusammenhänge und Hintergründe für die Entstehung von funktionalem Analphabetismus aufzeigen. Im Anschluß wird der Spielfilm „Stanley und Iris“ gezeigt. Selbstverständlich gibt es die Möglichkeit zum Gespräch.