Freitag,
01.12.00
20:00

Zum 10. Todestag

Eintritt 80,-/ 50,-

Hilde Spiel

Veranstalter: Literaturhaus

Zum 10. Todestag

Veranstalter: Literaturhaus

Die österreichische Schriftstellerin, Übersetzerin und Kulturkritikerin Hilde Spiel – in vielen Literaturen beheimatet, aber in keinem Land wirklich zu Hause – starb am 30. Novmeber 1990, also genau vor zehn Jahren. Ihr eigenwilliger Lebensweg und ihr eigenwilliges Lebenswerk hat sie bislang allen Moden entzogen. So bleibt und ist die ausgezeichnete Autorin auch heute eine noch zu Entdeckende. Den Erinnerungsabend gestalten Roman Rocek (Kommentar) und Angelica Schütz (Lesung). Geboren am 19. Oktober 1911 in eine altösterreichische Familie studierte Hilde Spiel in Wien Philosphie bei Moritz Schlick und dem Sprachspychologen Karl Bühler. 1933 veröffentlichte die überzeugte Aufklärerin und Sozialdemokratin ihren ersten Roman „Kati auf der Brücke“. Nach der Promotion heiratete sie den Schriftsteller Peter de Mendelssohn, mit dem sie 1936 nach London emigrierte. Hier arbeitete sie u. a. als Journalistin und nahm Kontakt mit dem Internationalen P.E.N.-Club auf. Doch während die österreichischen Emigranten sich unter der Präsidentschaft Franz Werfels im Wiener Exil-Club sammelten, zog es die zum Londoner P.E.N. Zu engstirnig schien ihr, der Sozialdemokratin, der von Sozialdemokraten dominierte Exil-P.E.N. 1963 nach Wien zurückgekehrt, nahm sie 1965 das Amt einer Generalsekretärin des österreichischen Clubs an, das sie temperamentvoll bis zu ihrem spektakulären Austritt im Jahr 1972 ausübte. In zweiter Ehe heiratete sie den Autor Hans Flesch-Brunningen. Die kultivierte, weltoffene „femme de lettres“, die als ihre literarischen Vorbilder Karl Kraus und Virginia Woolfe bezeichnete, schrieb zahlreiche Bücher in englischer und deutscher Sprache. Als Hauptwerk gilt die minutiöse Biographie über „Fanny von Arnstein“ (1962), ein wichtiger Beitrag zur weiblichen wie zur jüdischen Emanzipationsgeschichte. Hilde Spiel hat ein umfangreiches und vielschichtiges Werk hinterlassen, das sie aus eine glänzende, stilsichere von Sprachethos erfüllte Schriftstellerin ausweist. Ihre sensiblen Milieu- und Stimmungsschilderungen gehen den Identitätskrisen und biographischen Brüchen im Leben junger Menschen nach. Doch werden bei ihr Stimmungskunst und die romantische Gefühlswelt ihrer Figuren strengen, sachlogischen Prüfungen unterzogen. Als Kulturkritikerin angesehener Zeitungen und Rundfunksender setzte sie in ihrer mehr als 20jährigen Tätigkeit literarische und moralische Maßstäbe. Ihre Lebenserinnerungen – „Die hellen und die finsteren Zeiten“ (1989), „Welche Welt ist meine Welt“ (1990) – haben großen LeserInnen-Zuspruch gefunden.