Dienstag,
14.10.03
19:00

Jean Améry zum 25. Todestag

Eintritt Euro 6/ 4

Jean Améry

Veranstalter: Verein Literaturhaus

Jean Améry zum 25. Todestag

Veranstalter: Verein Literaturhaus

„Ein sehr alter Wunsch, der in tiefer Lebensferne ankert, machte … sich geltend. Ich wollte erzählen oder: auch erzählen“ (Jean Amery) In Ingeborg Bachmanns Erzählung „Drei Wege zum See“ ist von einem Österreicher, der aus dem belgischen Exil nicht mehr nach Österreich zurückkehrte, die Rede. Dieser Österreicher ist Jean Améry. In wenigen Sätzen wird die tiefgreifende Wirkung, die von seinen Essays ausgeht, angedeutet. Ihr Zentrum ist der Kulturbruch, den Auschwitz bedeutet. Amérys Werk besteht aber nicht nur aus den bekannten Essays wie „Jenseits von Schuld und Sühne“, dem „Diskurs über den Freitod“ oder dem Buch über das Altern. Man könnte die vielen Teile seines Werks als einen großen Roman unserer Epoche sehen, einen in sich gebrochenen Bildungsroman, der für Österreich, sein Herkunftsland, in das er erst zum Sterben zurückkehrte, besondere Aktualität besitzt. Irene Heidelberger-Leonard wird auf dieser Gedenk-Veranstaltung aus ihrer eben abgeschlossenen Améry-Biographie lesen; Gerhard Scheit spricht über zentrale Essays im Werk Amérys, und Hans Höller wird Améry als einen der ungewöhnlichsten Leser des letzten Jahrhunderts vorstellen. Jean Améry (der eigentlich Hans Mayer hieß) wurde am 31. Oktober 1912 in Wien geboren, wuchs in Bad Ischl auf, studierte in Wien, flüchtete 1938 nach Belgien und ging nach den schrecklichen Erfahrungen von Internierung in Südfrankreich und KZ in Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen 1945 wieder nach Brüssel. Am 17. Oktober 1978 schied der österreichische Schriftsteller in Salzburg freiwillig aus dem Leben. Irene Heidelberger-Leonard, geboren 1943 im Exil in Frankreich, lebt als Universitätsprofessorin in Brüssel. Bücher u.a. über Alfred Andersch, Ruth Klüger und vor allem über Jean Amery. Hans Höller, geboren 1947, mehrjährige Auslandsaufenthalte, lebt als Universitätsprofessor in Salzburg. Bücher u.a. über Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Peter Handke und Jean Amery. Gerhard Scheit, geboren 1959, lebt als Essayist und Kulturwissenschaftler in Wien. Jüngste Veröffentlichungen: „Die Meister der Krise“ (2001), „Feindbild Gustav Mahler: Zur antisemitischen Abwehr der Moderne“ (2002).