Kaum ein gesellschaftlicher Bereich hat in den letzten Jahren einen so tiefgreifenden Wandel erfahren wie die Praxis der homosexuellen Liebe, die in einem atemberaubenden Tempo auch von einer breiten Masse und deren Medien wahrgenommen wird (nachdem dieser Bereich als „verbotenes Land“ lange Zeit totgeschwiegen wurde). Sprache und Literatur spielen dabei eine wichtige Rolle, denn Lesen konfrontiert mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Welt und beinhaltet die Erfahrung, etwas auch ganz anders sehen und sagen zu können. 1997 erschien im Verlag J. B. Metzler das umfangreiche Werk „Frauenliebe – Männerliebe“, herausgegeben von Alexandra Busch und Dirck Linck. An diesem Abend wird dieses Buch in einem Gespräch mit den beiden Herausgebern vorgestellt, die Moderation hat der Salzburger Peter Jobst übernommen, der selbst Beiträge zu diesem Buch verfaßt hat. Anschließend folgt eine Diskussion. „Frauenliebe – Männerliebe. Eine lesbisch-schwule Literaturgeschichte in Porträts“ berichtet in über 100 Essays von Erfahrungen und Begegnungen mit Texten über gleichgeschlechtliche Liebe und die Bilder gleichgeschlechtlichen Begehrens durch die Jahrhunderte (von der Antike bis in die 90er) und durch verschiedene Kulturen der Welt. Autorinnen und Autoren wie Gertrud Stein, Garcia Lorca, James Baldwin, Colette, Jean Genet oder Virginia Woolf finden sich neben vergleichsweise unbekannten Namen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei nicht die sexuellen Präferenzen der Porträtierten, sondern die Bedeutung, die ihren Werken zugewachsen ist.