Montag,
17.05.99
20:00

Die letzten Tage der Menschheit

Eintritt frei

Karl Kraus

Veranstalter: Literaturhaus, ORF

Die letzten Tage der Menschheit

Veranstalter: Literaturhaus, ORF

Die Einleitung zum 14. Teil der Hörspielfassung des Kraus-Stücks „Die letzten Tage der Menschheit“ hält der Salzburger Autor und Germanist Fritz Popp. Er spricht diesmal zum Thema Krieg und Kommerz, Titel: „Wir spielen Krieg“. Danach hören Sie die Szenen 17 bis 27 des vierten Aktes (Dauer: 60 Minuten). Mit dem Spiel „Wir spielen Krieg“ sollten im Ersten Weltkrieg bereits Kinder ideologisiert und als Konsumenten genutzt werden. Für Karl Kraus war die Aufdeckung der kommerziellen Motive hinter den Expansionsgelüsten und geopolitischen Anliegen ein wichtiges Anliegen. So schrieb er in der Fackel über den Zusammenhang von Krieg und Kommerz: „Menschheit ist Kundschaft. Hinter Fahnen und Flammen, hinter Helden und Helfern, hinter allen Vaterländern ist ein Altar aufgerichtet, an dem die fromme Wissenschaft die Hände ringt: Gott schuf den Konsumenten!“ Karl Kraus, geboren 1874 in Gitschin/ Böhmen. Ab 1892 Jura-Studium in Wien, bis 1899 arbeitete er als Journalist für verschiedene Zeitungen und verkehrte mit den Wiener Kaffeehaus-Literaten, die er in der Satire „Die demolierte Literatur“ (1897) wenig freundlich porträtierte. Im gleichen Jahr gründete er die Literaturzeitschrift „Die Fackel“ und trat aus der israelitischen Kultusgemeinde aus. Auch die katholische Kirche verließ er 1923 wieder, vor allem aus Protest gegen ihre Haltung im Krieg. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er seine polemischen, scharfen Angriffe auf das politische und kulturelle Leben Österreichs fort. Der überzeugte Pazifist konnte dem aufkeimenden Nationalsozialismus jedoch nicht mehr entgegensetzen als den berühmten Satz: „Mir fällt zu Hitler nichts ein“. Kraus glaubte nicht mehr an die Macht des Wortes gegenüber dem „Dritten Reich“. 1936 starb er in Wien.