Dienstag,
09.06.09
20:00
Das Frauenorchester von Auschwitz
Eintritt E 8/7/6
- Genre: Lesung & Gespräch
Veranstalter: Verein Literaturhaus, Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Frauenbüro der Stadt Salzburg
Das Frauenorchester von Auschwitz
Veranstalter: Verein Literaturhaus, Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Frauenbüro der Stadt Salzburg
„Wir gaben Konzerte, (…) manchmal im Freien zwischen Lager A und B oder im Revier. Außerdem mussten wir immer bereit sein, etwas zu spielen, wenn SS-Leute in unseren Block kamen. Sie kamen meistens, um sich von den ‚Strapazen’ zu erholen, bei denen sie entschieden, wer leben und wer sterben sollte. Bei einer solchen Gelegenheit spielte ich die Träumerei von Schumann für Dr. Mengele, den berüchtigten Lagerarzt“. (Anita Lasker-Wallfisch) Wie in fast allen Konzentrationslagern gab es auch in Auschwitz Orchester: Ab 1941 ein Männerorchester und ab 1943 ein Frauchenorchester, das sich aus Profi- und Laienmusikerinnen aus Deutschland, Frankreich, Polen und anderen europäischen Ländern zusammensetzte (Dirigentin war die weltberühmte Geigerin Alma Rosé, Nichte des Komponisten Gustav Mahler). Anita Lasker-Wallfisch war die einzige Cellistin dieses Frauenorchesters und konnte so dem sicheren Tod entkommen. Lange Zeit hatte sie ihre Geschichte nicht einmal ihren Kindern erzählt, bis sie ihre Niederschrift in dem Buch „Ihr sollt die Wahrheit erben. Die Cellistin von Auschwitz“ (1997, engl. Ausgabe 1996) veröffentlichte, geschrieben ursprünglich für ihre Enkel, das den verzweifelten Überlebenskampf dokumentiert. Anita Lasker-Wallfisch, geboren 1925 in Breslau als eine von drei Töchtern des jüdischen Rechtsanwalts Alfons Lasker und der Geigerin Edith. Den Eltern gelingt es 1939 noch, die älteste Schwester nach England in Sicherheit zu bringen, 1942 werden sie deportiert und ermordet, die beiden jüngsten Mädchen bei einem Fluchtversuch verhaftet und getrennt ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie sich zufällig wieder finden. Die Aufnahme ins Lagerorchester rettet beiden das Leben, nach dem Transport nach Bergen-Belsen 1944 werden sie von englischen Truppen befreit, seit 1946 lebt A. Lasker-Wallfisch in London. Seit ihrer Pension – sie ist Mitbegründerin des English Chamber Orchestra, in dem sie bis 1996 als Cellistin spielte – reist sie unermüdlich durch die Welt, um ihre Geschichte zu erzählen und Dialog vor allem mit jungen Menschen zu führen: „Wir Auschwitz-Überlebende werden nicht mehr lange leben, und es wird bald niemand mehr da sein, der die unsagbare Grausamkeit von damals authentisch erzählen kann“.